Australien hat so einige Besonderheiten zu bieten und diese beziehen sich nicht nur auf schönes Wetter und grandiose Strände. Auch in finanzieller Hinsicht geht man hier in einigen Dingen etwas andere Wege. In diesem Beitrag möchte ich näher auf das Rentensystem in Australien eingehen.
Seit etwa 3 Jahren lebe und arbeite ich in Sydney. Ich durfte daher so manche Besonderheiten der australischen Regularien und Lebensweise kennen lernen. In diesem Teil einer kleinen Beitragsserie ueber australien spezifische Finanzdinge, möchte ich über das Rentensystem in Australien schreiben, Vor- und Nachteile erläutern und wie es im Vergleich zum deutschen Rentensystem performt.
Rentensystem in Australien
Das Rentensystem in Australien ist ein wichtiger Aspekt des Lebens für Senioren und Menschen im Ruhestand. Es bietet finanzielle Unterstützung um sicherzustellen, dass alle Menschen im Alter ein angemessenes Einkommen haben.
Das System besteht im Prinzip aus drei Säulen. An erster Stelle steht die staatliche Rente, welche die Mindestsicherung für (bedürftige) Australier darstellt. Ergänzt wird diese um die Superannuation, welches eine verpflichtende Vorsorgeleistung ist und in welche Arbeitgeber einzahlen muessen. Zusätzlich gibt es als letzte Säule noch freiwillige private Vorsorgefonds.
Das staatliche Rentensystem zur Mindestsicherung funktioniert auf beitragsunabhängiger Basis und wird durch allgemeine Steuereinnahmen finanziert. Diese Altersrente bietet Leistungen je nach dem wie hoch der Bedarf ist und (in Abhängigkeit vom Geburtsdatum) ab einem Alter von 66 Jahren. Es stellt ein eine Grundsicherung für Australier dar, sofern diese über ein geringes Vermögen beim Renteneintritt verfügen.
Maximal erhält man bei dieser Rente derzeit 2064 AU$ (umgerechnet 1,277 €) im Monat für allein lebende Personen. Als Paar erhält man zusammen 3111 AU$ (umgerechnet 1,924 €) im Monat an Rente. Diese Beträge gibt es jedoch nur sofern keine weiteren Einkommen, Vermögen oder Erträge aus der Superannuation vorhanden sind.
Um in den Genuss der Rente zu kommen, muss man bestimmte Anforderungen erfüllen. Dazu gehören der Einkommens– sowie Vermögenstest. Die Einkommensprüfung berücksichtigt das Einkommen, das Sie aus allen Quellen erhalten, einschließlich Arbeit, Renten und Kapitalerträge. Die Vermögensprüfung betrachtet das Vermögen, das man besitzet, einschließlich Eigentum, Bargeld und Investitionen.
Einkommenstest
Sofern man selbst etwas vorsorgt und sich Vermögenswerte aufgebaut hat so werden diese angerechnet. Dabei spielt es keine Rolle ob das Einkommen z.B. als Miete von einer Immobilie in Deutschland, als Dividende vom australischen Aktiendepot oder durch einen Nebenjob kommt. Alles wird zusammen gerechnet.
Situation | Einkommensgrenze mtl. | Einkommensgrenze jährlich |
Single | 385 AU$ (238 €) | 4.628 AU$ (2,863 €) |
Paar | 684 AU$ (423 €) | 8.216 AU$ (5,082 €) |
Eine allein lebende Person kann bis zu 385 AU$ (238 €) pro Monat verdienen ohne die o.g. Rente reduziert zu bekommen. Jeder Dollar oberhalb diesem Betrags reduziert diese um 0,50 Cents. Bei einem Paar sind es monatlich 684 AU$ (423 €) die als Zubrot verdient werden dürfen bevor ebenfalls 0,50 Cents abgezogen werden pro Dollar darüber.
Vermögenswerttest
Auf der Vermögensseite gehört so ziehmlich alles dazu was man sich darunter so vorstellen kann. Dies sind z.B.:
- Bargeld
- Aktienportfolios
- Bankguthaben
- Anleihen
- Lebensversicherungen
Persönliche Gegenstände wie Möbelstücke, Schmuck, Autos, Boot und Laptop werden ebenso miteinkalkuliert.
Interessant ist jedoch das Thema Immobilien. Australien hat einen sehr hohen Anteil an Personen mit selbstgenutzten Wohneigentum. Dies spiegelt sich auch in den Regeln des Vermögenstests wieder. Hierin werden nämlich nur Immobilien angerechnet, welche vermietet sind, leer stehen oder temporär als Urlaubsresidenz genutzt werden.
Das selbstgenutzte Eigentumswohnung oder Haus wird nicht berücksichtigt und dies unabhängig vom Immobilienwert. Lediglich die Wertgrenze für alle weiteren Vermögenswerte verschiebt sich.
Alle Vermögenswerte werden zusammen gerechnet und eventuelle Schulden für z.B. Immobilienkredite abgezogen. Diese Summe wird Wertgrenzen gegenübergestellt. Sofern diese überschritten werden, reduziert sich die monatliche Grundrente um $6,50 je $1.000 die man sich oberhalb dieser Grenzen befindet.
Situation | Untere Grenze Wohnungsbesitzer | Untere Grenze Kein Wohneigentum |
Single | 268.000 AU$ (165,777 €) | 482.500 AU$ (298,460 €) |
Paar | 401.500 AU$ (248,356 €) | 616.000 AU$ (381,039 €) |
Es gibt auch eine Obergrenze, ab welcher man schließlich gar keine staatliche Unterstützung in Form der Grundversorgung mehr erhält.
Situation | Obere Grenze Wohnungsbesitzer | Obere Grenze Kein Wohneigentum |
Single | 585.750 AU$ (362,327 €) | 800.250 AU$ (495,010 €) |
Paar | 880.500 AU$ (544,650 €) | 1.095.000 AU$ (677,333 €) |
Theoretisch kann Opa Herbert, wohnhaft in seiner $5 Millionen Strandvilla, daher volle Rentenbezüge erhalten sofern er ansonsten keine Vermögenswerte über 482.500 AU$ (298,460 €) besitzt bzw. oben beschriebenes Einkommen hat.
Superannuation als wichtigster Pfeiler
Superannuation ist ein wichtiger Teil des australischen Rentensystems. Es handelt sich um ein System zur Verwaltung von Altersvorsorgegeldern, das Arbeitnehmern und Arbeitgebern gemeinsam finanziell unterstützt. Die Superannuation trägt dazu bei, dass Menschen im Alter ein angemessenes Einkommen haben.
Diese Rentensäule wurde 1992 eingeführt und verpflichtet Arbeitgeber dazu eine gewissen Prozentbetrag des Gehalts in einen sogenannten Super-Fonds einzuzahlen. Aktuell liegt dieser Anteil bei 10.5% (Stand 2023). Es ist vorgesehen, dass dieser Wert bis auf 12% in 2025 ansteigt.
Das somit eingezahlten Guthaben wird einmalig mit 15% besteuert. Die durch den Super-Fonds erwirtschaftet Erträge werden ebenfalls mit 15% besteuert. Zum Renteneintrittsalter kann die somit angesparte Summe als Ganzes (nun steuerfrei) ausgezahlt oder in eine kontinuierliche Rente umgewandelt werden.
Der Betrag gehört jedem persoenlich. Bei vorzeitigem Tod wird diese z.B. an Hinterbliebene übertragen.
Vergleich mit dem deutschen Rentensystem
Das australische Rentensystem unterscheidet sich in einigen Aspekten vom deutschen Rentensystem. In Deutschland ist das Rentensystem ein Umlageverfahren, bei dem aktuelle Arbeitnehmer die Pensionen für die ruhenden Arbeitnehmer finanzieren.
In Australien wird die Rente durch staatliche Mittel und Beiträge zur Superannuation finanziert. Ein weiterer Unterschied besteht darin, dass in Deutschland eine Altersgrenze von 67 Jahren gilt, während in Australien die Altersgrenze 65 Jahre beträgt.
Abschliessende Gedanken
Das australische Rentensystem bietet finanzielle Unterstützung für Menschen im Ruhestand. Um in den Genuss der Pension zu kommen, müssen bestimmte Anforderungen erfüllt werden, einschließlich Einkommens- und Vermögensprüfungen.
Superannuation ist ein wichtiger Teil des Rentensystems und trägt dazu bei, dass Menschen im Alter ein angemessenes Einkommen haben. Im Vergleich zum deutschen Rentensystem gibt es einige Unterschiede, insbesondere hinsichtlich der Finanzierung und der Altersgrenze.
Besonders die Superannuation bietet die Moeglichkeit mithilfe von guenstigen Indexfonds in sein spaeteres Rentenvermoegen zu investieren. Dies ist ganz im Sinne meiner persoenlichen Investments.
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